Ihr Kind ist aufgrund seiner Frühgeburtlichkeit oder seiner Krankheit einer Umgebung ausgesetzt, für die es eigentlich noch nicht geschaffen ist. Wir sind daher bemüht ein Umfeld zu schaffen, in dem ihr Kind sich wohl fühlen kann und in dem es über seine Sinne die Dinge von der Welt erfahren kann, die es für seine Entwicklung braucht. In diesem Zusammenhang kommt Ihnen als Eltern eine einzigartige Bedeutung zu. Die folgenden Erklärungen sollen Ihnen zeigen, wie Sie Ihrem Kind helfen können.

 

„Känguruhen“:

 

Beim „Känguruhen“ wird das nur mit einer Windel bekleidete Früh- oder Neugeborene auf die nackte Brust von Vater oder Mutter gelegt. Eltern und Kind haben auf diese Weise einen ganz innigen Kontakt miteinander. Alle Sinneskanäle des Kindes werden gleichzeitig in einer ähnlichen Weise stimuliert, wie dies im Mutterleib geschehen würde. Das Kind spürt mit seinem Tastsinn die Haut der Eltern und lernt auf diese Weise seine Körpergrenzen kennen, es riecht die Eltern, hört das Herz des Elternteils schlagen und wird durch die elterlichen Atembewegungen sanft geschaukelt. Dies stimuliert den Gleichgewichtssinn.

Für die erste Lebensphase stellt das „Känguruhen“ die ideale Förderung des Kindes dar.

Vorraussetzung ist jedoch eine ruhige und entspannte Atmosphäre bei den „Känguruh- Sitzungen“. Daher kann es bei kindlichen oder elterlichen gesundheitlichen Problemen u.U. sinnvoll sein, ein einzelnes Mal auf das „Känguruhen“ zu verzichten. Ebenso gibt es Situationen, in denen es auf der Station so unruhig ist, dass Eltern und Kind nicht entspannen könnten. Besprechen Sie daher bitte von Tag zu Tag mit der Ihr Kind betreuenden Pflegeperson die für das „Känguruhen“ günstigste Zeit.

 

Auditive Stimulation:

 

Bereits im Mutterleib hört das Kind sehr viel, insbesondere die Stimmen seiner Eltern. Sie sind ihm daher vertraut und geben ihm Vertrauen und Halt. Nutzen Sie dies, wenn Ihr Kind wach ist, indem Sie ihm etwas erzählen, vorsingen oder vorlesen. Sie können auch für Zeiten, in denen Sie nicht da sind, eine Kassette oder eine CD besprechen oder besingen, die wir dem Kind bei Bedarf abspielen. Manche Kinder lieben auch Musik, insbesondere die, die die Eltern in der Zeit der Schwangerschaft gehört haben. Auch diese kann dem Kind vorgespielt werden.

 

Radio Mama ist eine musiktherapeutische Förder-maßnahme für frühgeborene Kinder, deren Eltern und Geschwister. Gemeinsam mit dem Heilpädagogen und Musikproduzenten Markus Brachtendorf können Sie sofort hier im Haus Geschichten, Lieder, Gedichte und vieles mehr für ihr Frühchen aufnehmen, um sie Ihnen vorzuspielen So schafft Ihre Stimme beruhigende Nähe, auch wenn Sie nicht persönlich auf Station sein können.

Das Angebot ist kostenlos und das nötige Equipment können Sie über Markus Brachtendorf für die Zeit Ihres Aufenthaltes gegen Kaution ausleihen.

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an das Pflegepersonal bzw. die Kinderärzte oder direkt an: info@radiomama.de. Weitere Informationen unter www.radiomama.de.

 

Babymassage:

 

Die Haut ist das größte Sinnesorgan des Menschen, über das sehr viele Informationen aufgenommen werden können. Die Stimulation dieses Organes ist wichtig, um diese Art der Informationsverarbeitung zu erlernen. Neben der Stimulation beim „Känguruhen“ können Sie ihrem Kind diese Stimulation auch durch Streicheln oder sanftes Bürsten mit einer weichen Kosmetikbürste geben. Für etwas ältere Kinder bietet sich die klassische Babymassage nach Leboyer an. Unterweisungen in dieser Technik finden alle zwei Wochen auf der Frühgeborenenstation statt. Die Termine werden an den Informationstafeln (s. dort) auf den Stationen mitgeteilt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an die Schwestern.

 

Physiotherapie:

 

Im Mutterleib ist das Kind mit zunehmender Reife einer größeren Enge ausgesetzt. Auf diese Weise lernt es immer intensiver die Begrenzung seines eigenen Körpers kennen und es ist gezwungen, eine Beugehaltung in den großen Gelenken einzunehmen, was die Entwicklung der Gelenke begünstigt. Dies geht dem zu früh geborenen Kind verloren. Wir bemühen uns, einen Ausgleich durch verschiedene Lagerungstechniken (Kinästhetik) und durch spezielle Methoden, das Kind zu halten (Infant handling), zu schaffen. In diese Techniken werden die Schwestern und die Physiotherapeutinnen Sie einweisen.

Wenn sich bei einem einzelnen Kind im Verlauf auffällige Bewegungsmuster abzeichnen, wird u.U. eine gezielte Krankengymnastik durch die Physiotherapeutinnen notwendig. Selbstverständlich werden Sie dann informiert und in die Methoden eingewiesen.

 

Spaziergänge:

 

Wenn ihr Kind nicht mehr auf die unmittelbare Verfügbarkeit medizinischer Technik angewiesen ist, haben Sie die Möglichkeit, mit ihrem Kind spazieren zu gehen. Dafür stehen je nach Wunsch und Bedarf Kinderwagen und Tragetücher zur Verfügung.

Spaziergänge stärken das elterliche Vertrauen in ihr Kind und ihre Kompetenz im Umgang mit dem Kind. Zudem bieten sie dem Kind „normale“ Reize wie die Wirkung von Sonnenlicht und Wind. Das Schaukeln sowohl im fahrenden Kinderwagen als auch beim Getragenwerden stellt eine ideale Stimulation des Gleichgewichtsorganes dar.

 

Spielzeuge, Frühchenkleidung:

 

Für eine ungestörte Entwicklung ihres zu früh oder krank geborenen Kindes stellt die Integration in das soziale Umfeld der Familie eine unabdingbare Voraussetzung dar. Vielfach möchten Angehörige oder Freunde ihre Verbundenheit durch kleine Geschenke signalisieren. Wenn Sie solche Geschenke, wie z.B. kleine Stofftiere oder spezielle Frühchenkleidung bereits in der Klinik für Ihr Kind benutzen wollen, ist dies möglich, wenn bestimmte Hygienerichtlinien beachtet werden. Bitte besprechen sie dies mit den Schwestern.

Frühchen-Kleidung gibt es in einigen Kaufhäusern bereits ab Größe 38. Wenn Sie Ihrem Kind eigene Kleidung kaufen wollen, achten Sie darauf, dass diese in den Kaufhäusern meist schnell vergriffen ist. Es empfiehlt sich daher, sich früh einen Vorrat anzulegen. Kleine Kleidergrößen findet man manchmal auch in Second Hand Läden. Bedenken Sie, dass Frühchen bei der Entlassung meist Größe 46 oder größer benötigen.